Manchmal tat ein Windling Dinge, über die er vorher nicht nachgedacht hatte. Manchmal führte dies dazu, daß sich besagter Windling in einer Situation wiederfand, die ihn in arge Probleme brachte. Jeder Windling wußte und akzeptierte das. Sonnenblume hatte sich nie zu dieser Sorte Windling gezählt und war in ganz Weißklippe für ihre wohlüberlegten Entscheidungen bekannt. Um so erstaunlicher war es, daß sie sich nun in dieser Situation befand. Sie hatte eher zufällig den Einbruch Ja Kae-Riks in das Haus der Abendsterns beobachtet, als sie auf dem Weg zur Sonnenblumentaverne unterwegs war. Sie hatte die Zerstörung des schwarzen Obsidianers gesehen und wie dieser aus der Stadt floh, Daerondriels Feder in der Hand. Niemand hatte auf ihn geachtet. Der Schuft hatte sogar Amoras Inn angezündet und anschließend einen Flugzauber gewirkt. Und dann hatte Sonnenblumes Verstand ausgesetzt. Sie war ihm gefolgt. Hatte sich in einer Seitentasche seines Rucksacks versteckt, als sie seinem Tempo nicht länger folgen konnte. Und nun war sie weit weg von Zuhause, mit einem psychopathischen Mörder in der Wildnis und niemand wußte, wo sie war. Erst jetzt fiel ihr ein, daß sie keinerlei Möglichkeit hatte, die Stadtwache auf die Spur des Mörders zu bringen. Und wenn er sie erwischen sollte...
***** Ein Krieger, ein Soldat, mußte mit dem Verlust leben. Es geschah jeden Tag auf dem Schlachtfeld, daß man Freunde oder Verwandte verlor. Nialle hatte das auf die harte Tour erfahren müssen, als sie gegen Alyssa kämpfte. Aber verdammt nochmal, ihr Haus, oder vielmehr das ihrer Eltern war kein Schlachtfeld und der Tod ihrer Mutter ein Verbrechen, für das sie den Mörder bestrafen mußte. Der Mistkerl war in die Nacht entkommen, doch er hatte etwas zurückgelassen. Ein einfaches Stück Stoff, ein Stück seines Mantels, das abgerissen wurde. Mehr brauchte sie nicht. Oder besser, mehr brauchte Aardyleen nicht. Die Schützin konnte so immer die Richtung ermitteln, in die der Obsidianer geflohen war. Zu zweit jagten sie durch die Nacht.
***** Daevean Abendstern war ein gebrochener Mann. Seine geliebte Frau war tot, seine jüngste Tochter verbannt, sein Sohn schwer verletzt und das Erbstück seines Ahns gestohlen. Unmittelbar nach der Beerdigung seiner Frau war seine Tochter Nialle aufgebrochen, den Mörder zu jagen. Doch das würde sie nicht zurückbringen. "Remiel. Derjenige, der die Feder Daerondriels nach Weißklippe zurückbringt, der möge sie zeit seines Lebens verwahren und ihre magischen Kräfte nutzen. Erst nach desssen Tod soll sie in unsere Familie zurückkehren." Remiel sah müde auf. Seine Verletzungen schmerzten noch immer, doch der Verlust der Mutter übertraf diese Schmerzen bei weitem. "Wenn das dein Wunsch ist, Vater..." Der Alte nickte nur. Isaia, der die beiden beobachtete, schwieg lieber.
***** Sonnenblume saß versteckt in der Krone des Baumes, unter dem Ja Kae-Rik die erste längere Rast seit drei Tagen gemacht hatte. Erstmals hatte sie gewagt, eine längere Zeit zu schlafen, denn der Obsidianer schlief wie ein Stein. Sie wußte nicht mehr, wo sie war. In der Ferne lagen die Berge, doch sie war nicht mehr sicher, ob dies noch die Throalberge waren, wo ihr Weißklippe lag, oder schon eine fremde Bergkette. Sie hatte Angst. Sie war allein. Und dann wachte der Obsidianer auf! er nahm die Schreibfeder auf und begann sie zu untersuchen. Kurze Zeit darauf begann er zu fluchen und zu wüten. Sein Zorn steigerte sich jede Minute immer mehr, bis er anfing, Feuerbälle gegen die Büsche und Bäume in der Umgebung zu wirken. Immer wieder rief er, er sei betrogen worden und sein größter Zorn galt der Feder. Im nächsten Augenblick traf ihn ein Pfeil in die Schulter.
***** Ardyleens Pfeil traf ihr Ziel und erwischte den Mörder unvorbereitet. Der Obsidianer war gerade in einem Wutanfall gefangen, der ihn die Umgebung zerstören ließ. Nialle nutzte die Ablenkung und griff an. Mit zwei harten Schlägen holte sie Ja KAe-Rik von den Beinen. Doch dann ging alles schief. Im Fallen streckte der Obsidianer die Hand nach ihr aus und dunkle Schwaden entsprangen seiinen Fingern. Verdorbene Energie traf Nialle und schleuderte sie gegen den Baum. Ihr noch immer angeschlagener linker Arm schlug schmerzhaft gegen den Stamm und sie mußte einen Schrei unterdrücken. Sie ignorierte es und griff erneut an. Doch die Energie hatte sie geschwächt. Sie stolperte, verlor im Schlag ihr Schwert und lief zu allen Überfluß auch noch in den Pfeil der Schützin, der ihren linken Arm durchbohrte und nahezu abtrennte. Sie taumelte. Sie fiel. dann sah sie in das wütende Gesicht des Obsidianers, als dieser einen Ast zerbrach. Sie spürte noch den ersten Schmerz, als ihre Knochen brachen, dann wurde alles schwarz.
***** Nachdem Nialle fiel machte Ja Kae-Rik Jagd auf die Schützin. Zwar wehrte sich Ardyleen tapfer, mußte jedoch letztlich die Flucht ergreifen, wenn sie nicht Nialles Schicksal teilen wollte. Der Obsidianer trieb sie noch mehrere Stunden in Richtung Süden, ließ die Elfe zum Sterben zurück, bevor er die Schützin entkommen ließ und seiner Wege ging. Kaum war der Obsidianer verschwunden, war Sonnenblume aus ihrem Versteck geflogen. Nialle lebte noch, doch war die Frage, wie lange das noch anhalten würde. Sie kramte in der Tasche der Elfin und fand zu ihrer Erleichterung eine Heilsalbe, die sie der Kriegerin auf ihre Wunden schmierte. Es reichte nicht. Nialle blieb bewußtlos. Sie betete zu Garlen um Hilfe, doch wer sollte ihr hier helfen? Und das war der Moment als Torussan sie fand und sie in seine Stadt brachte. Nach Parlainth.
_________________ [ Vorstellung], [ED]-[Spielleiter],
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